Die Gründung der SPD Untergrombach im Jahr 1905
Das Industriedorf Untergrombach hatte um diese Zeit fast 2400 Einwohner. (Bruchsal ca. 15000) Die meisten Untergrombacher arbeiteten damals in der tabakverarbeitenden Indus
trie, die mit 25 Betrieben am Ort vertreten war. Daneben fanden die Arbeiter im Handwerk oder bei der Großherzoglich Badischen Eisenbahn ihre Arbeitsplätze. Ein kleiner Bevölkerungsteil war in der Landwirtschaft tätig. Bereits 1902 wirbt Heinrich Zöller für die Sozialdemokratie bei Untergrombacher Arbeitern von Schnabel und Henning (Bruchsal) und Gritzner (Durlach).
Als am 23. September 1905 mit Unterstützung der Bruchsaler Parteifreunde 21 junge Männer den
aus der Taufe hoben, hatten die sozialreformerischen Ideen auch in diesem Ort Wurzeln gefasst. Die Arbeit dieser jungen Organisation solle später sogar im Landtag hitzige Debatten hervorrufen.
In der Mitgliederliste stehen 21 Gründungsmitglieder deren Durchschnittalter damals 25 Jahre betrug. Welche Rolle der aus dem bayrischen Kirchheim – Bolanden zugewanderte Schuhmacher Georg Zahn spiele, ist nicht mehr bekannt. Doch es kann vermutet werden – da er als die Nr. 1 der Liste erscheint,- dass der damals 31 jährige einen entscheidenden Beitrag zur Gründung geleistet hat. Vielfach waren „Handwerker auf der Walz“ Weiterverbreiter sozialdemokratischer Ideen.
Den Gründern ein Ehrendes Gedenken:
Georg Zahn Schuhmacher
Chrtophomus Wolf Fabrikarbeiter
Josef Hannich Schlosser
Sebastian Zöller Taglöhner
Adolf Müller Former
Ferdinand Willhauk Schmied
Hermann Modery Schlosser
Martin Schmitt Zigarrenmacher
Otto Wachter Polierer
Johann Hill Schlosser
Albert Holler Taglöhner
Siegfried Arnold Fabrikarbeiter
Heinrich Zöller Landwirt
Josef Wolf Former
Heinrich Lechner Schlosser
Wilhelm Schmitt Zigarrenmacher
Edwin Soller Fabrikarbeiter
Johann Krieger Former
Otto Wekei Schneider
Christoph Kußmann Schmied
Eugen Mangei Fabrikarbeiter
Kurze Zeit später traten noch August Mayer, Ferdinand Holler, Ambros Müller, Anton Riedele, Emil Mangei und Anton Klotz der Partei bei.
Am 1. Januar 1906 verzeichnete die Mitgliederliste noch Karl Kauz, Julius Zorn und Philipp Meerapfel, der bereits seit dem 1.04 1904 Mitglied der SPD in Offenburg geworden war.
Philipp Meerapfel, der Sohn eines in Untergrombach ansässigem jüdischen Tabakfabrikanten, sollte später in der Partei und in den Arbeitervereinen zusammen mit Karl Mangei Heinrich Zöller, Peter Modery,Ambros Müller und Josef Becker eine tragende Rolle spielen.
Die Arbeit beginnt
In der Sonderausgabe der SPD Zeitung „Volksfreund“ zum 1. Mai 1927 berichtet der langjährige Gemeinderat Karl Mangei über die weitere Arbeit in der Parteiorganisation.
„Die erste Tätigkeit war die Vorbereitung der Landtagswahl im Oktober desselben Jahres. Der Erfolg war ein guter. Am 19. August 1906 wurde die Gründung eines Arbeitergesangvereins beschlossen, was im November desselben Jahres auch geschah. Eine rege Tätigkeit entfalteten die Genossen zur Reichstagswahl 1907 und überhaupt zu allen die Partei und die Arbeiterbewegung berührende Fragen. An den Gemeinderatswahlen nahm die Parte selbständig erstmals im Jahr 1908 teil, wo wir in der 3. Klasse 10 Sitze errangen.“
Bei der Landtagswahl 1909 erhielten die Sozialdemokraten von 404 abgegebenen Stimmen 168. Die SPD hatte 30 eingetragene Mitglieder.
Aus: Festschrift der SPD Untergrombach, 75 Jahre Sozialdemokraten in Untergrombach, Untergrombach 1980
Bereits 1897 beschlossen 57 sozialdemokratische Gemeindevertreter aus Baden in Anwesenheit des Landesvorsitzenden Haug ein „Aktionsprogramm der sozialdemokratischen Bürgerausschussmitglieder“, vermutlich das erste dieser Art in Deutschland.